Ins Wohnmobil einsteigen, zurücklehnen und sich bequem fahren lassen. Schlafen, entspannen oder auch arbeiten, bis das Ziel erreicht ist. So sieht die Zukunft des mobilen Reisens aus. Schon heute arbeitet die Erwin Hymer Group intensiv an der Weiterentwicklung des autonomen Fahrens und stellt auf dem Caravan Salon Düsseldorf 2017 ihr aktuelles Forschungsprojekt mit ihrer nordamerikanischen Marke Roadtrek vor.
Die Reisemobilbranche wächst und bildet damit den Nährboden für neue Entwicklungen. Derzeit forschen die Entwicklungsteams der Erwin Hymer Group Nordamerika intensiv im Bereich des autonomen Fahrens. Was unlängst noch wie reine Utopie klang, wird damit schon bald Realität: mobiles Reisen ohne Fahrer. Ab 2030 soll es die ersten vollautonomen Reisemobile geben.
Schon heute erste Autopilot‐Funktionen
Als weltweit erstes Unternehmen hat die Erwin Hymer Group die Erlaubnis der kanadischen Regierung erhalten, autonom fahrende Reisemobile im öffentlichen Straßenverkehr zu erproben. Nach einer Forschungsphase auf der Teststrecke haben jetzt die Versuche im Straßenverkehr begonnen. Dabei kann der Fahrer die Hände entspannt vom Lenkrad nehmen, überwacht aber jederzeit das Fahrzeug. Experten unterscheiden fünf Stufen des autonomen Fahrens. Zu den drei Autonomiestufen, die heute bereits Marktreife haben, gehören unter anderem das Fahren mit Assistenzfunktionen wie Abstands‐, Spurhalte‐ und Stau‐Assistenten sowie erste Autopilot‐ Funktionen wie das automatische Einparken. Die Technologie der Stufen vier und fünf wird derzeit getestet. Stufe vier umfasst Systeme wie den Personentransport mit vollautomatisieren Stadtbussen oder das Fahren mit Autopilot auf der Autobahn. Das „echte“ vollautonome Fahren wird mit Stufe fünf erreicht. Hier gibt der Fahrer nur noch das Ziel vor, anschließend bewältigt das System alle Verkehrssituationen während der gesamten Fahrt automatisch. Es wird kein Fahrer mehr benötigt. Die Testfahrzeuge von Roadtrek sind bereits in der Lage, einzelne Fahrmanöver der Stufen vier und fünf auszuführen.
Entspannen statt fahren
Jörg Reithmeier, Mitglied des Vorstands der Erwin Hymer Group: „Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt jeder Innovation. Durch das autonome Fahren gewinnt er etwas sehr Wichtiges: Zeit, die er statt mit Fahren mit anderen Beschäftigungen sinnvoll nutzen kann. Dadurch wird das mobile Reisen spürbar entschleunigt, denn die Erholung beginnt bereits beim Einstieg ins Reisemobil.“ Damit der Autopilot sicher und zuverlässig arbeiten kann, muss das Fahrzeug seine Umgebung erkennen, zum Beispiel den befahrbaren Raum, bewegte Objekte, Verkehrszeichen und Ampeln. Alle Daten sammelt das Reisemobil mit Kartendiensten, Radarsystemen, Kamerasystemen, Sensoren und Nachtsichtsystemen. Forschungsziel ist es, die Daten in einem System zusammenzubringen und über einen Cloud‐basierten Abgleich in Echtzeit zu verarbeiten.
Projekt des Erwin Hymer Group Innovation Lab
Umgesetzt wird das Projekt zusammen mit dem Erwin Hymer Group Innovation Lab, einer offenen Netzwerk‐Plattform für Innovation. Hier arbeiten zehn Studenten des Waterloo Center for Automotive Research unter der Leitung des Geschäftsführers Ross McKenzie in Kanada mit an der Entwicklung des autonom fahrenden Reisemobils. Abwechselnd gehen sie drei Monate zur Universität und forschen drei Monate praxisbezogen beim Hersteller vor Ort. „Die Zusammenarbeit mit der Erwin Hymer Group Nordamerika ist ein Gewinn für beide Seiten: Unsere Forschungsplattform auf der einen Seite und die langjährige Entwicklungs‐ und Ingenieurskompetenz auf der anderen Seite ergänzen sich perfekt“, so Ross McKenzie.
Autonomes Fahren wird die Art und Weise, wie die Menschen reisen und mobilen Wohnraum nutzen, nachhaltig verändern. Das Reisemobil wird zum Chauffeur. Wir erleben den Beginn eines neuen Zeitalter: das Zeitalter des Passagiers.